Niederschrift (öffentlich)

über die 11. Sitzung des Rates der Stadt
am 14.09.2015
Ratssaal, Rathaus, Friedensplatz 1, 44135 Dortmund



Sitzungsdauer: 15:00 - 17:22 Uhr

Anwesend:

Laut Anwesenheitslisten, die der Originalniederschrift als Anlagen beigefügt sind, waren 89 von z. Z. 94 Ratsmitgliedern anwesend.

An der Sitzung nahmen nicht teil:
Rm Meyer ( SPD)
Rm Schnittker (SPD)
Rm Spieß (SPD)
Rm Schütte-Haermeyer (Bündnis 90 / Die Grünen)
Rm Dr. Reinbold (FDP/Bürgerliste)

Von der Verwaltung waren anwesend:
OB Sierau
StD Stüdemann
StR’in Jägers
StR Lürwer
StR’in Schneckenburger
StR’in Zoerner
StR Wilde
Herr Westphal
LStRD’in Seybusch
Herr Güssgen
Frau Havadar


Veröffentlichte Tagesordnung:

1. Regularien

1.1 Benennung eines Ratsmitgliedes zur Mitunterzeichnung der Niederschrift

1.2 Hinweis auf das Mitwirkungsverbot gem. §§ 31 und 43 Abs. 2 GO NRW

1.3 Feststellung der Tagesordnung

2. Geplante Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Hacheney und aktuelle Flüchtlingssituation
Vorschlag zur TO (SPD-Fraktion, CDU-Fraktion, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen )
(Drucksache Nr.: 02453-15)
hierzu -> Zusatz- /Ergänzungsantrag zum TOP (CDU-Fraktion)
(Drucksache Nr.: 02202-15-E1)
hierzu -> Zusatz- /Ergänzungsantrag zum TOP (SPD-Fraktion)
(Drucksache Nr.: 02206-15-E1)
hierzu -> Zusatz- /Ergänzungsantrag zum TOP (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen)
(Drucksache Nr.: 02209-15-E1)

Die öffentliche Sitzung des Rates der Stadt Dortmund wurde um 15:00 Uhr von OB Sierau eröffnet und geleitet.

Vor Eintritt in die Tagesordnung stellte OB Sierau zunächst fest, dass der Rat der Stadt Dortmund ordnungsgemäß mit verkürzter Einladungsfrist gem. § 1 Abs. 1 und § 2 Abs. 2 der Geschäftsordnung für den Rat der Stadt, seine Ausschüsse, Kommissionen und Bezirksvertretungen aufgrund des gemeinsamen Antrages der Fraktionen von SPD, CDU, Bündnis 90 / Die Grünen vom 07.09.2015 entsprechend der Bestimmungen des § 47 Abs. 1 GO NRW eingeladen wurde und dass er beschlussfähig ist.


1. Regularien

zu TOP 1.1

Benennung eines Ratsmitgliedes zur Mitunterzeichnung der Niederschrift

Zur Mitunterzeichnung der Niederschrift wurde Rm Düdder (SPD) benannt.


zu TOP 1.2

Hinweis auf das Mitwirkungsverbot gem. §§ 31 und 43 Abs. 2 GO NRW

OB Sierau wies auf das Mitwirkungsverbot gem. §§ 31 und 43 Abs. 2 GO NRW hin und bat, dieses zu beachten, sofern es im Einzelfall zutreffen sollte.


zu TOP 1.3

Feststellung der Tagesordnung

Einleitend erläuterte OB Sierau, dass auf die im Antrag der Fraktionen von SPD, CDU und Bündnis 90 / Die Grünen vom 07.09.2015 zur Einberufung der Sondersitzung des Rates Bezug genommenen Anträge der SPD-Fraktion (Drucksache Nr. 02206-15-E1), der CDU-Fraktion (Drucksache Nr. 02202-15-E1) und der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen (Drucksache Nr. 02209-15-E1) zur Sitzung des Rates am 03.09.2015, vollständigkeitshalber den vorliegenden Sitzungsunterlagen beigefügt sind. Da diese Anträge gemäß des am 03.09.2015 gefassten Ratsbeschlusses zur weiteren Beratung in die Ausschüsse für Arbeit, Soziales und Gesundheit sowie für Bürgerdienste, öffentliche Ordnung, Anregungen und Beschwerden überwiesen wurden, besteht mit den Antragstellern Einvernehmen, diese Anträge angesichts der noch erfolgenden Beratung in den Fachausschüssen heute nicht zur Abstimmung zu stellen.

OB Sierau schlug vor, die Verwaltungsvorlage vom 10.09.2015

Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) von Flüchtlingen in Dortmund-Hacheney;
hier: Erweiterungsbau „An der Buschmühle“
Beschluss
(Drucksache Nr. 02464-15)

unter TOP 2 zu behandeln.


Darüber hinaus wies OB Sierau darauf hin, dass man sich in der vorangegangenen Sitzung des Ältestenrates in Hinblick auf die den Mitgliedern des Rates der Stadt vorliegenden Anträge der Fraktion Die Linke & Piraten darauf verständigt habe, den Antrag vom 08.09.2015

Geplante Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Hacheney und aktuelle Flüchtlingssituation


unter TOP 2.1 vorzusehen und in den Ausschuss für Soziales, Arbeit und Gesundheit sowie den Antrag vom 09.09.2015

Geplante Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Hacheney und aktuelle Flüchtlingssituation unter TOP 2.2 vorzusehen und in den Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen zur Beratung zu überweisen.

Darüber hinaus regte OB Sierau an, folgende zu TOP 2.3 den Mitgliedern des Rates der Stadt von der Fraktion Die Linke & Piraten vorliegende Bitte um Stellungnahme

Geplante Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Hacheney und aktuelle Flüchtlingssituation
Stellungnahme zum Tagesordnungspunkt der Fraktion Die Linke & Piraten
(Drucksache Nr. 02453-15-E3)

im Zusammenhang mit TOP 2 zu behandeln, da seitens der Verwaltung hierzu eine mündliche Beantwortung erfolge.


Ferner wies OB Sierau darauf hin, dass man sich zu TOP 2 im Ältestenrat auf eine Redezeit von jeweils 10 Minuten für die Grundsatzerklärungen der jeweiligen Fraktionen verständigt habe. Diese erfolgten im Anschluss an den thematischen Einstieg durch OB Sierau und einer an der Krisenstabsstruktur orientierten Sachverhaltsdarstellung durch die Verwaltung in der Reihenfolge SPD-Fraktion, CDU-Fraktion, Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen, Fraktion Die Linke & Piraten, AfD-Fraktion und Fraktion FDP/Bürgerliste.
Entsprechend der generell vereinbarten Redezeitbeschränkung von 3 Minuten pro Person und Tagesordnungspunkt habe man sich im Ältestenrat darauf verständigt, dass diese darüber hinaus für die gesamte Sitzung gelten soll.

Im Anschluss stellte Rm Münch (FBI) mündlich den Antrag, die Redezeit für die fraktionellen Grundsatzerklärungen auf 5 Minuten zu begrenzen, da er die hierfür avisierten 10 Minuten für zu großzügig erachte.

Der Rat der Stadt lehnte den o. a. mündlichen Antrag von Rm Münch (FBI) mehrheitlich gegen die Stimmen von Rm Münch (FBI), Rm Brück (Die Rechte) und Rm Thieme (NPD) ab.

Ferner stellte Rm Brück (Die Rechte) mündlich den Antrag auf Anpassung der Redezeit durch entsprechende Ausweitung für fraktionslose Ratsmitglieder bzw. durch Reduzierung der zehnminütigen Redezeit für die fraktionellen Grundsatzerklärungen der Fraktionen.

Der Rat der Stadt lehnte den o. a. mündlichen Antrag von Rm Brück (Die Rechte) mehrheitlich gegen die Stimmen von Rm Brück (Die Rechte) und Rm Thieme (NPD) ab.

Der Rat der Stadt beschloss anschließend mehrheitlich gegen die Stimmen von Rm Münch (FBI), Rm Brück (Die Rechte) und Rm Thieme (NPD) gem. § 16 Abs. 5 der Geschäftsordnung für den Rat der Stadt, seine Ausschüsse, Kommissionen und Bezirksvertretungen, die zuvor dargestellte Veränderung der Redezeit.

Unter Einbeziehung der vorgenannten Änderungen, Anregungen und Vereinbarungen wurde die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung vom Rat der Stadt einstimmig gebilligt.


zu TOP 2

Geplante Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Hacheney und aktuelle Flüchtlingssituation
Vorschlag zur TO (SPD-Fraktion, CDU-Fraktion, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen )
(Drucksache Nr.: 02453-15)

Dem Rat der Stadt lagen hierzu folgende ergänzenden Unterlagen vor:

■ Verwaltungsvorlage vom 10.09.2015 „Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) von Flüchtlingen in
Dortmund-Hacheney; hier: Erweiterungsbau „An der Buschmühle“
(Drucksache Nr. 02464-15)

■ Antrag CDU-Fraktion vom 24.08.2015 zur Sitzung des Rates am 03.09.2015
(Drucksache Nr. 02202-15-E1)



■ Antrag SPD-Fraktion vom 26.08.2015 zur Sitzung des Rates am 03.09.2015
(Drucksache Nr. 02206-15-E1)


■ Antrag Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen vom 26.08.2015 zur Sitzung des Rates am 03.09.2015
(Drucksache Nr. 02209-15-E1)


■ Geplante Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Hacheney und aktuelle Flüchtlingssituation
Stellungnahme zum TOP (Fraktion DIE LINKE & PIRATEN) vom 09.09.2015
(Drucksache Nr.: 02453-15-E3)



Nachdem OB Sierau die Sitzungsleitung an BM Jörder übergeben hatte, verwies er hinsichtlich der aktuellen Flüchtlingssituation auf die in Dortmund vor einem Jahr gebildeten zwei Krisenstäbe, deren Aufgabe es zum Einen sei, die Erstaufnahme von Flüchtlingen im Auftrag des Landes funktionsfähig zu organisieren und zum Anderen die Unterbringung der kommunal zugewiesenen Flüchtlinge adäquat zu gewährleisten. Verbunden mit dem Wort des Dankes hob er die gute Zusammenarbeit sowie das Engagement aller Beteiligten und die ehrenamtliche Hilfsbereitschaft heraus und betonte das Verständnis der Bürgerschaft, wie man es bspw. bei den Informationsveranstaltungen zur Nutzung von Sporthallen zur Unterbringung von Flüchtlingen erfahren habe.
In Hinblick auf die vom Land NRW vorgenommene Zuweisung von Flüchtlingen führte OB Sierau aus, dass aktuell rd. 4.500 Flüchtlinge in Dortmund untergebracht seien. Da die Kapazität der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) aufgrund des anhaltenden Zustroms an Flüchtlingen nicht ausreiche, was zwischenzeitlich auch zu temporären Schließungen der Einrichtung in diesem Sommer geführt habe, seien entsprechende Kapazitätserweiterung erforderlich. Auf die jüngste Bitte des Landes, angesichts zunehmender Flüchtlingsströme in Dortmund eine Drehscheibenfunktion für NRW zu übernehmen, wurde innerhalb kürzester Zeit der Krisenstab hochgefahren und Unterbringungsmöglichkeiten im Dietrich-Keuning-Haus geschaffen, von wo die Menschen in andere Unterkünfte im Land gebracht wurden. Nachdem auch die Stadt Düsseldorf als zweite Drehscheibe in NRW fungiert, erfolge nunmehr ein Wechsel der Krisenstabsfunktion zwischen Dortmund und Düsseldorf.


Zum Krisenstab EAE berichtete StR´in Jägers, dass der in den letzten acht Tagen angestiegene Zustrom an Flüchtlingen in die EAE dazu geführt habe, dass nunmehr erstmals an einem Wochenende eine Überbelegung um das Dreifache dessen, was sonst an einem Sonntag in der EAE zu verzeichnen sei, registriert wurde. Der im Laufe des Tages in Hacheney erwartete Zustrom von 1.100 Menschen korrespondiere mit 1.470 Entlastungsplätzen, was insgesamt 38 Bus-Transfers bedeut, die angesichts der räumlichen Situation vor Ort organisatorisch schwer bewältigt werden könnten.
Zur Gewährleistung des administrativen Ablaufs betonte StR`in Jägers die Forderung nach einer zusätzlichen EAE im Rheinland, die mit Blick auf die Ausführungsbestimmungen zum Asylverfahrensgesetz - wonach in NRW anreisende Flüchtling an die nächstgelegene EAE zu verweisen sind - eine Entlastung für Dortmund, als derzeit nächstgelegene EAE, bedeuten würde.
In Hinblick auf die vorliegende Verwaltungsvorlage zum Erweiterungsbau „An der Buschmühle“ erläuterte sie vor dem Hintergrund einer immer schwieriger werdenden Beschaffung von Containern und Traglufthallen den Vorschlag der Verwaltung, das Grundstück „An der Buschmühle“ zur Verfügung zu stellen, um ab dem 01.10.2015 als erklärtes Ziel eine Entlastungssituation für den Standort Hacheney zu schaffen und die Unterbringung von 1.000 Menschen zu ermöglichen. Die Unterbringung soll dabei in Leichtbauhallen aus dem Kontingent des Landes erfolgen, die um Aufenthaltsräume, Küchen-, Sanitär-, Röntgen- und Bürocontainer ergänzt werden. Damit werde nicht nur eine Erhöhung der derzeitigen Registrierungsleistung auf 600 Registrierungen pro Tag sondern auch eine maximale Aufenthaltsdauer der Menschen von maximal zwei Tagen angestrebt. Da die Verkehre mit geringeren Belastungen für die Anwohner einfacher organisiert werden können, werde der Standort „An der Buschmühle“ die vorrangige Adresse der EAE in Dortmund werden, während der Standort an der „Glückaufsegenstraße“ vorrangig für selbsterklärte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bis zur Altersfeststellung, schwangere Frauen und Menschen, die einer ärztlichen Behandlung bedürfen sowie deren Angehörige vorgesehen sei.

Zur kommunalen Unterbringung berichtete StR´in Zoerner, dass von den in Dortmund lebenden rd. 4.500 Flüchtlingen ca. 2.800 Menschen in Wohnungen leben, wodurch sich zeige, dass das Konzept der dezentralen Unterbringung gelebt werde. Seit Anfang 2015 seien der Stadt Dortmund rd. 2.200 Menschen zugewiesen worden. Während bis Ende Juni 2015 von einer Größenordnung von 50 Personen pro Woche auszugehen war, die nach Dortmund kommen, sei die Zahl im Juli 2015 erheblich gestiegen, so dass auch Sporthallen als Notunterkünfte genutzt werden mussten. Derzeit werde mit etwa 200 Menschen pro Woche geplant, was aber noch nicht das Maximum bedeuten müsse. Als Reaktion seien die Platzzahlen in den Einrichtungen (z.B. Geschwister-Scholl-Gesamtschule) erhöht worden. Abhängig von den Beschaffungsmöglichkeiten bestünde das Ziel, dort wo es möglich sei, bestehende Einrichtungen durch Zustellung von Containern zu erweitern bzw. Einrichtungen, die neu geplant werden, größer zu gestalten. StR´in Zoerner erläuterte, dass der Wohnungszugang weiter organisiert und beschleunigt werde, wobei die Kooperation mit der Wohnungswirtschaft hilfreich sei. Zudem würden Gebäude als Übergangsformate hergerichtet und geeignete Flächen für Wohnungsbau identifiziert.
Abschließend wies sie darauf hin, dass die Plätze, die in der Landeseinrichtung geschaffen werden, dem kommunal zugewiesenen Kontingent angerechnet würden.

StR Wilde erläuterte zum Wohnungsneubau, dass eine Dauerlösung nur die Unterbringung von Flüchtlingen in geordneten Wohneinrichtungen sein könne. Mittlerweile seien rd. 2.800 Flüchtlinge in Wohnungen untergebracht. Es sei aber festzustellen, dass der Wohnungsmarkt in Dortmund mit einer Leerstandsquote von rd. 2% seine Kapazitätsgrenze erreicht. Perspektivisch sei der Bestand nicht in der Lage, den weiteren Zustrom von Menschen aufzunehmen, so dass ein intensiver Zubau von neuen Wohnungen erforderlich sei. So sei dem Wohnbauflächenmonitoring zu entnehmen, dass einem Potential an Geschosswohnungen von bis zu 5.000 Wohneinheiten eine Neubaurate im Wohnungsbau von insgesamt rd. 1.000 Wohneinheiten gegenüberstünde. Mögliche Potentiale ergäben sich dabei sowohl im bebauten Seidlungsbereich, im Bereich rechtsverbindlicher Bebauungspläne aber auch in Bereichen, die erst noch planrechtlich gesichert werden müssten. Das Arbeitsprogramm der Stadtplanung werde daher darauf ausgerichtet, die Planrechtschaffung für den Wohnungsbau zu intensivieren. Als Sofortmaßnahme kündigte StR Wilde die Prüfung der Aktivierung der Stadtentwicklungsgesellschaft an, womit die Stadt in der Lage sei, Wohnungen auf eigenen Flächen kurzfristig selbst zu erstellen. Vielversprechend seien in diesem Zusammenhang auch Äußerungen großer Wohnungsbaugesellschaften in Dortmund, in den nächsten Jahren intensiv auch in den Neubau zu investieren. Abschließend stellte er zum Jahresende einen Bericht über die Perspektive der Wohnbauflächen in der Stadt in Aussicht.
Herr Westphal berichtete, dass der Krisenstab zur Organisation der Drehscheibe für die Flüchtlinge aus Ungarn am Wochenende des 05.09. / 06.09.2015 ad hoc hochgefahren wurde. Hauptaufgabe sei es gewesen, die Verpflegung, die Betreuung und den Transfer der ankommenden Menschen (inkl. der Sicherstellung ausreichender Kapazitäten an Bussen und in den NRW-Einrichtungen, zu denen die Menschen transferiert werden) zu organisieren. Er schilderte, dass die am Hauptbahnhof täglich eingetroffenen Menschen ins Dietrich-Keuning-Haus begleitet, dort verpflegt, betreut und für den weiteren Transfer vorbereitet worden sei, ohne dass es zu nennenswerten Zwischenfällen gekommen sei. In diesem Zusammenhang betonte Herr Westphal die gute Zusammenarbeit der Beteiligten.



In den anschließenden Grundsatzerklärungen lobten die Vorsitzenden der Fraktionen von SPD, CDU, Bündnis 90 / Die Grünen, Die Linke & Piraten sowie AfD und FDP/Bürgerliste das Engagement der Verwaltung sowie der ehrenamtlichen und freiwilligen Helfer bei der Bewältigung der mit der aktuellen Flüchtlingssituation verbundenen Herausforderungen.

In seiner Grundsatzerklärung sah RM Schilff (SPD) in der aktuellen Flüchtlingssituation zudem eine besondere Herausforderung, der sich alle EU-Staaten im Sinne eines einheitlichen europäischen Gedankens verpflichtet fühlen müssen. Innerhalb des Landes trügen Bayern und NRW derzeit die größten Lasten und er appellierte an den Bund, hier für mehr Ausgleich unter den Bundesländern zu sorgen. Mit Stolz erfülle ihn, wie Dortmund die derzeitigen Herausforderungen mit einer herauszuhebenden Willkommenskultur meistert. Mit der zur Beschlussfassung vorliegenden Verwaltungsvorlage zur Erweiterung der EAE, die seine Fraktion unterstütze, stelle sich die Verwaltung den Realitäten, wobei Rm Schilff (SPD) den gewählten Standort für gut geeignet halte und begrüßte, dass die Situation der Anwohner-/innen in Hacheney dadurch entlastet würde.

Rm Monegel (CDU) stellte heraus, dass er Dortmund als gutes Vorbild für eine gelungene Flüchtlingshilfe sähe, die aber in Hinblick auf eine unterdurchschnittliche Solidarität in Europa aber auch unter den Bundesländern, in dieser Dimension nicht zu einem Dauerzustand in Dortmund führen dürfe. Gelebte Solidarität erwarte er auch von anderen Kommunen in NRW und appellierte an den Rat, den OB bei entsprechenden Bemühungen insbesondere gegenüber dem Land zu unterstützen.
Mit Blick auf die EAE, die zentrale Ausländerbehörde, der Drehscheibenfunktion (neben Düsseldorf) und einer steigenden Zahl von kommunalen Flüchtlingen in Dortmund, sei die Einbeziehung anderer Kommunen unerlässlich, wobei er auch das Land in der Pflicht sähe. So solle in jedem Regierungsbezirk eine EAE und auch eine zentrale Ausländerbehörde bereit gestellt werden. Zur aufkeimenden Kritik an der zwischenzeitlichen Schließung der EAE hielt er fest, dass diese aufgrund des bestehenden Problemdrucks nachvollziehbar gewesen sei und die Unterstützung seiner Fraktion erhalte.
Da Rm Monegel die mit der Verwaltungsvorlage vorgestellten Planungen zur EAE innerhalb des avisierten Zeitrahmens für realisierbar halte, werde seine Fraktion der Verwaltungsvorlage zustimmen. Mit Blick auf das damit verbundene Provisorium regte er an, seitens der Verwaltung in einer der nächsten Sitzungen zu berichten, wo eine Einrichtung vergleichbarer Kapazität an anderem Ort in fester Bauweise installiert werden könne. Rm Monegel (CDU) betonte, dass die CDU bei der Auffassung bleibe, die Einrichtung in der Glückaufsegenstraße zum Jahr 2020/2021 zu schließen.

In seiner Erklärung begrüßte Rm Langhorst (Bündnis 90 / Die Grünen) die heutige Sondersitzung, da sie allen Mitgliedern des Rates den gleichen Sachstand ermögliche und betonte den gelungenen Aufbau der Drehscheibenfunktion sowie die Unterbringung von Flüchtlingen im Dietrich-Keuning-Haus. In Hinblick auf die Aufrechterhaltung der großen Hilfebereitschaft regte er eine koordinierende Stelle für die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer/-innen vor Ort an, um die gelebte Willkommenskultur lange aufrechtzuerhalten. Zudem sei die Kommunikation mit dem Land und der Bezirksregierung in dieser Krisensituation positiv zu bewerten.
Der Erweiterungsbau „An der Buschmühle“, dessen Standort gut gewählt sei, sei absolut erforderlich und werde von seiner Fraktion im Sinne eines klaren Bekenntnisses zu Dortmund als Erstaufnahmestandort unterstützt. Zur Situation der kommunalen Flüchtlinge begrüßte Rm Langhorst (Bündnis 90 / Die Grünen) das Ziel, möglichst viele Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen wobei der Aspekt der Integration zu berücksichtigen sei. In diesem Zusammenhang sprach sich Rm Langhorst (Bündnis 90 / Die Grünen) grundsätzlich dafür aus, das Instrument der Beschlagnahme von Wohnungen für den Fall ins Kalkül zu ziehen, dass Wohneinheiten mangels entsprechender Bemühungen der Besitzer aus nicht nachvollziehbaren Gründen leer stünden.

Rm Kowalewski (Die Linke & Piraten) betonte in seiner Grundsatzrede die Notwendigkeit deutscher Hilfe und verwies in diesem Zusammenhang auf weltweit 60 Millionen Flüchtlinge, die Krisenlage im nahen Osten sowie die Rolle Deutschlands bei Waffenlieferungen und die über 400.000 bis Ende August 2015 nach Deutschland eingereisten Flüchtlinge.
Angesichts geringer Unterstützungen durch das Land NRW und anderer Kommunen hielt Rm Kowalewski (Die Linke & Piraten) die Entscheidung zum Ausbau der EAE für richtig, so dass seine Fraktion der Vorlage zustimmen werde. Dabei betonte er, dass die Menschen nicht dauerhaft in der EAE verbleiben dürften. Hier sei es auch die Aufgabe des Bundes, die Bearbeitung der Asylanträge zu beschleunigen, was mehr entsprechend qualifiziertes Personal erfordere.
In Hinblick auf eine mögliche Beschlagnahme von Wohnraum sähe seine Fraktion grundsätzlich darin eine Möglichkeit, auf Rahmenbedingungen des Wohnungsmarktes zu reagieren und Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge zu begründen.

Rm Garbe (AfD) erklärte, dass seine Fraktion der vorliegenden Verwaltungsvorlage zur Erweiterung der EAE nicht zustimmen könne, da Dortmund nach Dafürhalten seiner Fraktion damit ein Druckmittel gegenüber dem Land NRW nach mehr Unterstützung aus der Hand gäbe. Statt eine gleichmäßigere Verteilung der Belastungen anzustreben, würde die Sorgwirkung für Dortmund noch vergrößert. Das aktuell bestehende Ungleichgewicht sei aus seiner Sicht nicht länger hinnehmbar, wobei Rm Garbe (AfD) unter Hinweis auf eine unkontrollierte Zuwanderung in das deutsche Sozialsystem und der Forderung nach einer Änderung des Asylrechts, Kritik an einer inszenierten Willkommenskultur mit nachteiligen Folgen für Deutschland in unterschiedlichen Bereichen des Lebens übte.

In seiner Grundsatzerklärung betonte Rm Rettstadt (FDP/Bürgerliste) einleitend sein Verständnis von demokratischen und pluralistischen Werten, wobei er sich dagegen aussprach, das Asylrecht für populistische Agitation gegen die Schwächsten in der Gesellschaft zu gebrauchen. Mit dem in der Verwaltungsvorlage vorgeschlagenen Vorgehen gewährleiste Dortmund den Menschen etwas zu Essen, ein Dach über dem Kopf und Sicherheit, so dass seine Fraktion dem Vorschlag der Verwaltung folgen werde, da die derzeitige EAE nicht ausreichend sei und nur so notwendige Arbeitsabläufe gewährleistet werden könnten; zudem würden die Bürger und Bürgerinnen in Hacheney durch dieses Vorgehen entlastet. Außerdem bedeute die Anrechnung auf das Flüchtlingskontingent eine Entlastung in zweistelliger Millionenhöhe für die Stadt. Jedoch dürften Probleme wie mangelnder Wohnraum und Flächen sowie unzureichende finanzielle Ausstattungen nicht aus den Augen verloren werden. In diesem Zusammenhang könne er nicht nachvollziehen, warum das Land NRW nur 23% der Kosten der kommunal untergebrachten Flüchtlinge übernehme, während es in Bayern 100% seien. Zudem sah Rm Rettstadt (FDP/Bürgerliste) den Bund in der Pflicht, sich nicht erst 2016 an den Kosten zu beteiligen, sondern bereits jetzt eine deutliche Entlastung für die Kommunen zu schaffen. Dem Land NRW attestierte er ein zögerliches Handeln, das mit dazu beigetragen habe, dass sich die Situation in Dortmund verschärft habe und wünschte sich mehr Solidarität der anderen Kommunen und der Länder.


Rm Thieme (NPD) … Der Mandatsträger hat einer Veröffentlichung seiner Redebeiträge im Internet nicht zugestimmt!


Rm Münch (FBI) attestierte in seinem Redebeitrag unter Hinweis auf eigene städtische Probleme wie der Arbeitslosenquote, dass Dortmund die Konsequenzen des Versagens der internationalen Staatengemeinschaft sowie der EU und des Bundes zu tragen hätte und forderte u.a. eine Ursachenbekämpfung in den Herkunftsländern im Sinne einer regionalen Stabilisierung. Dem Land NRW hielt er vor, keine EAE im Rheinland zu installieren. Zudem sah er das Problem, dass viele im Verfahren abgelehnte Menschen nicht abgeschoben würden, woraus sich Unterbringungsprobleme im Siedlungsraum Dortmund ergäben.

Sodann stellte RM Münch (FBI) nach kritischer Würdigung des von OB Sierau erfolgten Hinweises auf den Ablauf der Redezeit und einer in diesem Zusammenhang erfolgten Androhung eines Ordnungsrufes sowie der von OB Sierau unter Ankündigung eines Verweises von der Besuchertribüne erfolgten Ermahnung der Besucher, ihren anhaltend störenden Beifall einzustellen, mündlich folgenden Antrag:


Nachdem Rm Brück (Die Rechte) ein zu seinem Redebeitrag am Rednerpult mitgeführtes Megaphon auf entsprechenden Hinweis von OB Sierau, dass dies nicht erlaubt und daher wegzulegen bzw. hinauszubringen sei, mit dem Hinweis auf das Verbot der Verwendung, nicht aber des `mit-sich- Führens`, neben sich abgestellt hatte, kritisierte er, dass es für eine bessere Lastenverteilung und für eine Verbesserung der Situation kontraproduktiv sei, unweit vom Standort Hacheney entfernt, am Westfalenpark eine EAE zu eröffnen und sah darin einen Widerspruch im Handeln der Verwaltungsspitze, so dass er die Verwaltungsvorlage ablehne.

Auf die im Anschluss an den Wortbeitrag von Rm Brück (Die Rechte) erneut erfolgten Beifallskundgebungen von der Zuschauertribüne ließ OB Sierau die Störer zur Aufrechterhaltung eines ordnungsgemäßen Sitzungsverlaufs durch den Ordnungsdienst aus dem Zuhörerbereich weisen.
Auf die von Rm Brück (Die Rechte) für einen Zwischenruf zur Kommentierung der Situation erfolgte Benutzung des Megaphons, erfolgte durch OB Sierau daraufhin der sofortige Ausschluss von der weiteren Sitzung mit dem Hinweis auf das damit einhergehende unparlamentarische und die Würde des Hauses verletzende Verhalten des Rm Brück (Die Rechte).

In Hinblick auf die o. g. Bitte um Stellungnahme der Fraktion Die Linke & Piraten (Drucksache Nr. 02453-15-E3) erläuterte StR Wilde sodann unter Hinweis auf die Ermächtigungsgrundlage im Ordnungsbehördengesetz die Bedingungen einer Beschlagnahme, wonach u.a. Voraussetzung sei, dass die Ordnungsbehörde eine bestehende Gefahr nicht selbst oder durch Beauftragte abwenden könne. Bezogen auf eine Beschlagnahme leer stehender Wohnungen bedeute dies, dass zunächst alle Unterbringungsmöglichkeiten (bspw. Container, Turnhallen, etc.) ausgeschöpft sein müssen. Finanzielle Erwägungen spielten dabei keine Rolle. Die Verwaltung empfehle daher, von einer Beschlagnahme keinen Gebrauch zu machen, sondern es bei der bisherigen Strategie der Nutzung von Infrastruktureinrichtungen zu belassen.

Auf Nachfrage von Rm Kowalewski (Die Linke & Piraten) zur generellen Anwendbarkeit der gesetzlichen Regelung zur Beschlagnahme ergänzte StR´in Jägers unter Hinweis auf den in Artikel 14 des Grundgesetzes geregelten Schutz des Eigentums, dass es sich dabei um eine ultima ratio Regelung handele, so dass die Kommune nachweisen müsse, dass keine anderweitigen Optionen zur Verfügung stünden. Zudem sei auch ein Leerstand von Wohnungen eine legitime Nutzung von Eigentum, so dass ein Eigentümer nicht zu einer wirtschaftlichen Nutzung verpflichtet sei. Zudem verwies StR´in Jägers auf die im Fall einer Beschlagnahme vom OVG NRW zugrunde gelegten Fristen von wenigen Monaten.

Im Rat bestand Einvernehmen, die vorgenannte Bitte um Stellungnahme der Fraktion Die Linke & Piraten (Drucksache Nr.: 02453-15-E3) vom 09.09.2015 mitsamt der verwaltungsseitig hierzu zu erstellenden schriftlichen Beantwortung im Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen zu behandeln.


Anschließend trat OB Sierau in das Abstimmungsverfahren ein und erinnerte daran, dass die o. g. zur Sitzung des Rates am 03.09.2015 gestellten Anträge der Fraktionen von SPD, CDU und Bündnis 90 / Die Grünen (DS-Nr.: 02202-15-E1; 02206-15-E1; 02209-15-E1) vereinbarungsgemäß heute nicht zur Abstimmung stehen und die o. g. Anträge der Fraktion „Die Linke und Piraten“ (Drucksache Nr. 02453-15-E1 und 02453-15-E2) in den Ausschuss für Soziales, Arbeit und Gesundheit bzw. in den Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen überwiesen wurden.
Weiterhin lehnte der Rat der Stadt den von Rm Münch (FBI) o. g. mündlich gestellten Antrag mehrheitlich gegen die Stimmen der AfD-Fraktion sowie von Rm Münch (FBI) bei Enthaltung von Rm Thieme (NPD) ab.

Ferner fasste der Rat der Stadt mehrheitlich gegen die Stimmen der AfD-Fraktion sowie von Rm Münch (FBI) folgenden Beschluss:

Der Rat stimmt dem Vorschlag des Ministeriums für Inneres und Kommunales des Landes NRW (MIK), die Kapazitäten der EAE Hacheney um 900 Regelplätze zuzüglich 100 Reserveplätze unter Kostenübernahmeerklärung des MIK zu erweitern, zu. Der Rat beschließt diese Erweiterung am Standort „An der Buschmühle“ (siehe Anlage 1) nach Maßgabe des nachstehend beschriebenen Grobkonzeptes umzusetzen.
Dem Ausschuss für Bürgerdienste, öffentliche Ordnung, Anregungen und Beschwerden und den Bezirksvertretungen Innenstadt Ost und Hörde ist bis Ende 2015 über die ersten Erfahrungen mit der Erweiterung der Kapazitäten zu berichten.



zu TOP 2.1
Geplante Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Hacheney und aktuelle Flüchtlingssituation
Zusatz- /Ergänzungsantrag zum TOP (Fraktion DIE LINKE & PIRATEN)
(Drucksache Nr.: 02453-15-E1)

Dem Rat der Stadt lag folgender Zusatz-/Ergänzungsantrag der Fraktion Die Linke und Piraten (Drucksache Nr.: 02453-15-E1) vom 08.09.2015 vor:


Im Rat der Stadt bestand Einvernehmen, o. g. Antrag der Fraktion Die Linke & Piraten (02453-15-E1) vom 08.09.2015 in den Ausschuss für Soziales, Arbeit und Gesundheit zu überweisen.
zu TOP 2.2
Geplante Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Hacheney und aktuelle Flüchtlingssituation
Zusatz- /Ergänzungsantrag zum TOP (Fraktion DIE LINKE & PIRATEN)
(Drucksache Nr.: 02453-15-E2)

Dem Rat der Stadt lag folgender Zusatz-/Ergänzungsantrag der Fraktion Die Linke & Piraten (Drucksache Nr.: 02453-15-E2) vom 09.09.2015 vor:
Im Rat der Stadt bestand Einvernehmen, o. g. Antrag der Fraktion Die Linke & Piraten (Drucksache Nr.: 02453-15-E2) vom 09.09.2015 in den Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen zu überweisen.



zu TOP 2.3
Geplante Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in Hacheney und aktuelle Flüchtlingssituation
Stellungnahme zum TOP (Fraktion DIE LINKE & PIRATEN)
(Drucksache Nr.: 02453-15-E3)

Dem Rat der Stadt lag folgende Bitte um Stellungnahme der Fraktion Die Linke & Piraten (Drucksache Nr.: 02453-15-E3) vom 09.09.2015 vor:

Die o. g. Bitte um Stellungnahme wurde im Zusammenhang mit TOP 2 behandelt.




Die öffentliche Sitzung des Rates der Stadt wurde um 17:22 Uhr von OB Sierau beendet.

Der Oberbürgermeister





Ullrich Sierau
Heinz-Dieter Düdder
Ratsmitglied
Matthias Güssgen
stellv. Schriftführer
© Stadt Dortmund© Dortmunder Systemhaus